26 Jugendliche aus Israel und Deutschland sowie ihre neun Begleiterinnen und Begleiter haben den Gedenkort an der Außenmauer des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses besucht. Die jungen Leute stammten aus dem Regionalverband Emek Chefer und dem Landkreis Siegen-Wittgenstein (Nordrhein-Westfalen), die seit 1973 eine Partnerschaft pflegen und regelmäßig israelisch-deutsche Jugendbegegnungen organisieren. Auf dem Weg von Siegen nach Berlin machten sie bei der Chemnitzer Jüdischen Gemeinde Station, um jüdisches Gemeindeleben in Deutschland kennenzulernen. Auf dem Kaßberg verschafften sich die Jugendlichen außerdem einen Überblick zur Geschichte des ehemaligen Gefängnisses insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus und später als Untersuchungshaftanstalt der DDR-Staatssicherheit. Außerdem informierten unsere wissenschaftlichen Mitarbeitenden Dr. Steffi Lehmann und Robert Schröpfer die Besucher über den künftigen Lern- und Gedenkort.

Zum Zeitzeugengespräch mit Rolf Kiesel im unweit gelegenen Frauenzentrum „Lila Villa“ kamen anschließend die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Dr. Ruth Röcher, und Jugendliche aus der Chemnitzer Gemeinde hinzu. Rolf Kiesel war im Mai 1969 als Untersuchungshäftling der Staatssicherheit eingesperrt worden, weil er den Wehrdienst aus religiösen Gründen verweigert hatte. Ein Gericht verurteilte den damals 23-Jährigen später zu 21 Monaten Freiheitsentzug, die er im sogenannten Männer-Arbeitskommando des Kaßberg-Gefängnisses verbüßen musste. Die Haftbedingungen, das Verhalten des Wachpersonals und die Gründe, den Wehrdienst zu verweigern, standen im Mittelpunkt des Interesses der jungen Leute, ebenso wie die deutsche Teilung und die Umstände des Häftlingsfreikaufs aus der DDR.

Die Fotos zeigen oben Rolf Kiesel, Dr. Ruth Röcher und Dr. Steffi Lehmann mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Zeitzeugengespräch in der Lila Villa sowie unten unsere Gäste mit Robert Schröpfer bei der Einführung am Gedenkort an der Außenmauer des früheren Kaßberg-Gefängnisses und ein Gruppenbild am Eingang der Lila Villa.

Die Veranstaltung wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes. Wir danken außerdem Dr. Ruth Röcher sowie den Begleiterinnen und Begleitern der Gruppe fürs Dolmetschen, Herrn Rynio vom Kreisjugendring Siegen-Wittgenstein für die Organisation und Frau Seifert von der Lila Villa für ihre Gastfreundschaft.

https://gedenkort-kassberg.de/besuch-aus-israel-und-siegen/

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