RELIGIONSUNTERRICHT

Unterzeichnung der Ratifikationsurkunden

zur Anerkennung des jüdischen Religionsunterricht als ordentliches Schulfach durch Ministerpräsident Kretschmer und Dr. Nora Goldenbogen im Juni 2019

Religionsunterricht in der Lessingschule, Leipzig, Dezember 2019

Geschirrspülen, Ferienfreizeit in Kloster Buch bei Leisnig, 2006

Paddeln auf der Mulde, Ferienfreizeit in Kloster Buch bei Leisnig, 2006

Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche

שעורי דת

Im April 1994 stellte der Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden (LV) Frau Dr. Ruth Röcher als Religionslehrerin für alle drei sächsischen Gemeinden ein. Im folgenden Schuljahr 1994/95 wurde erstmalig seit 1942 in Dresden, Leipzig und Chemnitz Religionsunterricht (RU) an jüdische Kinder und Jugendliche erteilt. In altersheterogenen Kinder- und Jugendgruppen wurde Hebräisch und Tora gelehrt. Der Unterricht im Klassenzimmer wurde sehr schnell durch Freizeitangebote bereichert, oft auch als gemeinsame Veranstaltung für alle drei Gemeinden. Die durchgeführten Schabbatonim, Sonntagsausflüge, Wanderungen, das gemeinsame Feiern von jüdischen Feiertagen waren das Fundament der neu beginnenden Jugendarbeit in Sachsen. Die Madrichim waren in der Regel die älteren Schüler des Religionsunterrichts.

Seit 1994 strebte der LV die Anerkennung des Religionsunterrichts in der Gemeinde als „ordentliche Lehrfach“ durch den Freistaat Sachsen an. Zunächst gelangen nur Teilerfolge. Die Schüler des jüdische RU wurden vom Besuch des Ethikunterrichts, bzw. christlichen Religionsunterrichts befreit. Eine Benotung im Schulzeugnis war nicht gestattet.

Ein Durchbruch gelang im Februar 2018. Der neugewählte Ministerpräsident Michael Kretschmer erkannte die Notwendigkeit, den jüdische RU in Sachsen als ordentliches Lehrfach einzuführen. Im Schuljahr 2019/2020 wurde erstmalig jüdischer RU in der Grundschule erteilt.

Anlässlich der Einführung des jüdischen RU in Sachsen sagte Kultusminister Christian Piwarz:

„Die jahrhundertelange Geschichte der Juden in Sachsen hat Kunst, Kultur, Wirtschaft und Handel in unserem Land mitgeprägt. Der Unterricht in Jüdischer Religion ist daher eine mehrfache Bereicherung. Für jüdische Schüler wird das Grundrecht auf den eigenen Religionsunterricht verwirklicht. Und an den Schulen wird Jüdische Religion als gleichberechtigtes Lehrfach wieder ein fester Teil der allgemeinen Bildung. In der Begegnung mit jüdischen Schülern, Lehrern und Lehrinhalten können auch Wissensdefizite und diffuse Vorurteile abgebaut werden.“

Ab dem Schuljahr 2020/2021 wird der Religionsunterricht kontinuierlich erweitert und auch in den weiterführenden Schulen Oberschule und Gymnasium angeboten:

  • ab Schuljahr 2020/21: Klassen 5 und 6
  • ab Schuljahr 2021/22: Klassen 5 bis 8
  • Ab Schuljahr 2022/23: Klassen 5 bis 10
  • Ab Schuljahr 2023/24: Jüdischer RU wird Abiturfach

Was wird im jüdischen RU unterrichtet?

Grundsätzlich geht es um Erwerben von Wissen über die Tora, jüdische Geschichte, jüdische Tradition und das Hebräisch lesen. Die Schüler setzen sich mit zentralen ethischen Themen wie Schalom, Zedaka („Wohltätigkeit“ im Sinn von sozialem Handeln) und Tikkun Olam (Verbesserung der Welt) auseinander und lernen hebräisch zu lesen. Das Fach Jüdische Religion beinhaltet auch den Wissenserwerb über andere Religionen und fördert so interreligiöses Lernen. Die Lehrpläne für den jüdischen RU finden Sie im Internet unter folgender Adresse:

Was ist für Sie als Eltern wichtig zu wissen?

Religionsunterricht ist in Sachsen ein Wahlpflichtfach. D. h. die Schüler besuchen je nach Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft verpflichtend den evangelischen, katholischen bzw. jüdischen Religionsunterricht. Dazu müssen Sie bei der Anmeldung ihrer Kinder an der Grundschule bzw. an der weiterführenden Schule die Religionszugehörigkeit angeben. Erfolgt dies nicht oder melden Sie Ihr Kind vom Religionsunterricht ab, besucht Ihr Kind den Ethikunterricht.

  • Der jüdische RU ist offen für alle Schüler. Ein Wechsel zum jüdischen RU ist zu jedem neuen Schuljahr möglich.
  • Im jüdischen RU werden Zensuren erteilt und auf dem Zeugnis unter „Jüdische Religion“ ausgewiesen.
  • Der jüdische RU findet nachmittags in einer zentralen „Stützschule“ statt. Tag und Uhrzeit wird von den Schulen festgelegt. Für den Unterricht am Nachmittag gelten die Bedingungen der Schülerbeförderung.

Die „Stützpunktschulen“ in Chemnitz sind:
für die Grundschule: GS Annenschule Brauhausstraße 16, 09111 Chemnitz
für die Oberschule: OS Annenschule Brauhausstraße 16, 09111 Chemnitz
für Gymnasien: Karl – Schmidt – Rottluff –  Gymnasium, Hohe Str. 25, 09112 Chemnitz

  • Es gibt zurzeit keine Mindestklassengröße. Der Unterricht findet auch statt, wenn nur ein Schüler angemeldet ist.

Für Schüler ab der 7.Klasse wird im Schuljahr 2020/21 weiterhin RU in der Gemeinde angeboten.

Jugendarbeit

Die Gemeinde ermöglicht Kindern von Gemeindemitgliedern an jüdischen Ferienangeboten teilzunehmen. Kinder, die den RU besuchen, erhalten darüber hinaus Vergünstigungen und werden bevorzugt, wenn z.B. die Platzanzahl beschränkt ist. Leider fallen zurzeit alle Angebote wegen des Covid19- Virus aus.

Ein regelmäßiges Treffen der Jugendlichen findet zurzeit nicht statt.

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