ROTSTEIN TORAROLLE IST EINGEBRACHT

Gleichzeitig mit der abgeschlossenen Sanierung des Synagogenraums konnte unsere Gemeinde am 17. September 2017 ihre zweite koschere Torarolle einbringen. Jüngere und ältere Mitglieder, Freunde der Gemeinde, Vertreter der Stadt, kirchliche Würdenträger, Künstler und viele andere fanden sich an diesem denkwürdigen Nachmittag ein. Punkt 16 Uhr kam der Umzug mit der neuen, aus Israel stammenden Torarolle am Gemeindezentrum in der Stollberger Straße an und wurde mit viel Freude und Gesang begrüßt. Bisher verfügte unsere Gemeinde nur über eine einzige koschere Torarolle. Doch für eine Gemeinde, in der alle Shabbatot und Feiertage gefeiert werden, reicht dies auf Dauer natürlich nicht aus. Und nun war es endlich soweit, eine zweite Torarolle kam ins Haus. Rabbiner Yakov Pertsovski sagte, er verknüpfe mit der Einbringung die „Hoffnung, dass damit noch mehr jüdisches Leben in die Gemeinde kommt.“ An Erev Rosh Ha Shana konnten wir das erste Mal aus der neuen Torarolle lesen. Was die Feier am 17. September zu einem besonderen Erlebnis machte, waren Erwerb und Widmung wie auch die musikalische Rahmung durch überragende Gesänge des Amsterdamer Kantors Sacha van Ravenswade und die begleitende Pianistin Luisa Pertsovska. Ruth Röcher verwies vor den vielen Gekommenen darauf, dass die neue Torarolle dem langjährigen, früheren Vorsitzenden unserer Gemeinde, Siegmund Rotstein, gewidmet ist. Zu dessen 90. Geburtstag vor knapp zwei Jahren hatte man nach einem würdigen Geschenk Ausschau gehalten. Siegmund Rotstein selbst hatte die Idee ins Spiel gebracht, eine große Spendenkampagne für die zweite Torarolle in Gang zu setzen. „Ich bin sehr froh, dass wir dabei so schnell an unser Ziel gekommen sind“, bekannte er nun. Rav Pertsovski fand bei der Einbringung der neuen Torarolle bewundernde Worte gegenüber Rotstein: „Sie haben sehr viel für den Erhalt der jüdischen Tradition in dieser Stadt getan. Sie haben die Immigranten aus der früheren Sowjetunion liebevoll und herzlich aufgenommen. Sie haben die Gemeinde in schwierigen Zeiten stabilisiert, und ohne Menschen wie Sie gäbe es keine jüdische Zukunft in Deutschland.“ Für die neue Torarolle hat unter anderem Ruben Reiter eine große Summe gespendet. Er ist Ehrenmitglied unserer Gemeinde und kennt Siegmund Rotstein schon aus gemeinsamen Chemnitzer Kindertagen. Beide überlebten mit viel Glück die Shoah. Doch während Siegmund Rotstein in die zerbombte Stadt Chemnitz zurückkehrte, ist Ruben Reiter nach Palästina/ Israel gegangen, hat dort einen Moshav mit aufgebaut und lebt seit 70 Jahren glücklich im jüdischen Staat. Ruben Reiter wäre auch sehr gern zur Tora-Einbringung gekommen, konnte auf Grund gesundheitlicher Probleme am Ende aber doch nicht anreisen. Dafür waren sein Bruder und weitere Verwandte aus Berlin angereist.

Siegmund Rotstein selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, die neue Torarolle auf der Stollberger Straße selbst zu tragen, und voller Freude und Begeisterung resümierte er:

„Wir sind wieder ein Stück weiter gekommen, und das stärkt unser Selbstbewusstsein.“ Bei der Besorgung der Torarolle hatte auch Rabbiner Tuvia Hod aus Bad Kissingen geholfen. Er ist unserer Gemeinde seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden, berät sie in Kaschrut-Fragen und anderen religiösen Angelegenheiten. Rav Hod war es auch, der dem geehrten Siegmund Rotstein und Rabbiner Pertsovski feierlich einen prachtvollen weißen Mantel für die Tora übergab. Nach begeisternden musikalischen „Zugaben“ durch Sacha van Ravenswade und Luisa Pertsovska hagelte es schließlich Glückwünsche von allen Seiten. Ruth Röcher hatte an diesem Nachmittag noch eine weitere gute Nachricht: „Nachdem unser Synagogenraum nun komplett saniert ist, rechtzeitig vor den hohen Feiertagen, kann auch die Sanierung von Foyer, Glasdach und Mikwe beginnen.“ Bei der Beseitigung der komplizierten Feuchtigkeitsschäden im Hause helfen uns der Freistaat Sachsen, die Stadt Chemnitz und der Zentralrat der Juden in Deutschland. Olaf Glöckner JÜDISCHE GEMEINDE CHEMNITZ sagt an alle, die für die Torarolle gespendet haben, VIELEN DANK !

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